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Wenn Sex als Beruf anerkannt wäre, könnte es etwa so sein ...
Sexarbeit ist eine höchstpersönliche Dienstleistung, über deren Inhalt und Ausmaß nur die Prostituierten selbst entscheiden. Sexarbeit kann selbständig und in einem Arbeitsverhältnis ausgeübt werden. Voraussetzung sind einvernehmliche Verträge zwischen den Beteiligten und die Einhaltung gesetzlicher Mindestvorgaben.
Professionelle Sexarbeiterinnen sind Expertinnen in Sachen Sexualität, Erotik, Unterhaltung und Inszenierung. Sie kennen sich aus in der Gesundheitsvorsorge und verfügen über Organisationstalent und Menschenkenntnis.
Prostitution baut wie andere Branchen auf einer soliden Infrastruktur - z.B. Prostitutionsbetriebe - auf und erfordert Dienstleistungen wie Wäsche- und Reinigungsservice, Fahr- und Sicherheitsdienste, Verkaufsstellen für Arbeitsmittel, Vermittlungsagenturen und Gesundheitsdienste.
Prostitutionsbetriebe unterliegen wie andere Unternehmen behördlicher Aufsicht hinsichtlich gesetzlicher Rechte und Pflichten.
Berufsverbände für Sexarbeiterinnen entwickeln Berufsstandards, und Tarifpartner wie Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände handeln Arbeitsbedingungen aus.
Freier sind Kunden, die sexuelle Dienstleistungen von Prostituierten schätzen, das spezielle Ambiente genießen und entsprechend honorieren.
In der Sexindustrie arbeiten Menschen aus allen Ländern der Welt, insbesondere Frauen. MigrantInnen, die zum Zwecke der Ausübung der Prostitution einreisen, unterliegen den gleichen rechtlichen Bestimmungen wie andere ArbeitsmigrantInnen.
Mythen und Legenden umweben das Berufsbild der Sexarbeit.
Das drückt sich schon im allgemeinen Sprachgebrauch aus:
Sexarbeiterinnen arbeiten nicht in der Prostitution, sie „gehen ihr nach“. Sie bedienen keine Kunden oder Gäste, „sie prostituieren sich“. Versteckt wird nicht nur der Adressat ihrer Tätigkeit. Sexarbeiterinnen scheinen zu sein, was sie tun. Und was sie tun, soll nicht beschrieben werden.
Was aber ist Sexarbeit eigentlich?
Madonna e.V.
setzt sich ein für
-
die Gleichstellung der Sexarbeit mit anderen Erwerbstätigkeiten
-
die dauerhafte Verbesserung der Arbeits- und Lebensverhältnisse von Prostituierten
-
die Entstigmatisierung der Prostituierten
-
die Entkriminalisierung der Prostitution
Madonna e.V.
verfolgt diese Ziele durch
- spezielle Service- und Beratungsangebote für Frauen, die in die Sexarbeit einsteigen wollen, dort arbeiten oder gearbeitet haben
- die Einrichtung eines Treffpunktes und einer Beratungsstelle direkt am Bochumer Bordell
- die Förderung der beruflichen und kulturellen Bildung von Prostituierten
- die Aufklärung der Öffentlichkeit über die gesellschaftlichen und rechtlichen Bedingungen der Prostitution
- die Unterstützung und Förderung von Aktivitäten gegen die Diskriminierung von Prostituierten
- gemeinsame Aktionen und Vernetzung mit nationalen und internationalen Schwesterorganisationen und anderen Partnerinnen, die diese Ziele unterstützen
Im Jahr 1991 gründeten Sexarbeiterinnen, ehemaligen Sexarbeiterinnen und Freundinnen den Verein Madonna e.V. - Verein für die kulturelle und berufliche Bildung von Prostituierten. In Tradition der noch jungen europäischen Hurenbewegung wollte die Initiative sich für die Rechte der Sexarbeiterinnen, für die Gleichstellung der Prostitution mit anderen Erwerbstätigkeiten und die Entstigmatisierung der Prostituierten einsetzen. Ein Jahr später, 1992, eröffneten die Frauen eine Beratungsstelle direkt am Bochumer Bordell. Hier bietet Madonna bis heute Informationen und Unterstützung für Frauen, die in die Prostitution einsteigen, dort arbeiten, gearbeitet haben oder aus der Prostitution aussteigen wollen.
Bis 1997 allerdings war die Beratung immer wieder wegen mangelnder Finanzierung gefährdet. Erst mit der Förderung des Modellprojektes "NEUSTART - Beratung für Frauen, die nicht mehr in der Prostitution arbeiten wollen" ab April 1997 durch das Ministerium für Frauen, Jugend, Familie und Gesundheit des Landes NRW gelang es, diesen Bereich verlässlich zu etablieren und damit einen Kern zu schaffen, um den herum auch die anderen Angebote gesicherter angesiedelt werden konnten. Seit 1998 bietet Madonna mit Mitteln aus der europäischen Union und des Landes NRW Qualifizierungen speziell für Sexarbeiterinnen an. In Zusammenarbeit mit der Stadt Bochum informiert und berät Madonna seit 2003 zu Gesundheitsfragen rund um die Prostitution.
Madonna knüpft mit allen Angeboten an die Kompetenzen und Ressourcen der Sexarbeiterinnen an und bietet Informationen und Hilfen zum Aus- und Umstieg genauso wie Unterstützung, um sich in der Prostitution zu professionalisieren, zu positionieren, eigene Interessen zu vertreten und sich gegen mögliche Profiteure zu behaupten.
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