Am 4. September, dem Welttag der sexuellen Gesundheit, machen wir auf ein grundlegendes Recht aufmerksam: Sexuelle Gesundheit bedeutet mehr als die Abwesenheit von Krankheit. Sie umfasst körperliches, emotionales, mentales und soziales Wohlbefinden und sie muss für alle Menschen zugänglich sein.
Sexarbeiter*innen stehen oft vor besonderen Herausforderungen: Viele berichten von Diskriminierung, fehlendem Zugang zu Gesundheitsversorgung und psychischem Stress.
(siehe: Faissner, Mirjam & Beckmann, Laura & Freistein, Katja & Jungilligens, Johannes & Braun, Esther. (2024). Healthcare for sex workers—access, barriers, and needs. Ethik in der Medizin. 36. - https://www.researchgate.net/publication/380376182_Healthcare_for_sex_workers-access_barriers_and_needs
Dass ein sicherer Zugang zu Gesundheitsversorgung ohne Stigmatisierung für viele Sexarbeitende keine Selbstverständlichkeit ist, zeigt das Zitat von der Sexarbeiterin und Aktivistin Lady Carmen:
„Selbst bei den Zwangsberatungen nach dem Prostituiertenschutzgesetz werden Sexarbeitende sehr selten über die PrEP aufgeklärt. Denn da steht der unausgesprochene Vorwurf im Raum, dass sie dann ‚natürlich‘ die Kondompflicht nicht mehr einhalten würden. Da herrschen mitunter paternalistische Vorverurteilungen, dass Sexarbeitende nicht fähig seien, täglich eine Tablette einzunehmen. Das finde ich schrecklich. Jeder Mensch hat ein Recht darauf, informierte Entscheidungen zu treffen!“
(aus: Nadja Zillken, „Frauen haben kaum Zugang zur PrEP“, Interview mit Lady Carmen, magazin.hiv, 7. März 2023 – https://magazin.hiv/magazin/praevention-wissen/prep/frauen-haben-kaum-zugang-zur-prep/)
In Bochum zeigt das Walk In Ruhr (WIR) – Zentrum für Sexuelle Gesundheit und Medizin – wie niedrigschwellige, diskriminierungsfreie Versorgung praktisch umgesetzt werden kann. Unter einem Dach arbeiten unter anderem die Aidshilfe, pro familia, Rosa Strippe und Madonna e.V. zusammen, um anonyme und kostenfreie Beratung, HIV- und STI-Tests, Impfungen, PrEP/PEP, medizinische Therapien und psychosoziale Unterstützung anzubieten. Diese Angebote stehen auch Menschen ohne Krankenversicherung zur Verfügung.
Am Welttag der sexuellen Gesundheit setzen wir gemeinsam mit dem WIR ein deutliches Zeichen: Gesundheit muss für alle ohne Angst und ohne Hürden zugänglich sein!